Berlin (scp) – „Als Leitungskräfte des Wachstumsbereiches Altenhilfe müssen wir Impulsgeber für Lösungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen sein", forderte Peter Dürrmann, Vorsitzender des DVLAB, auf dem Bundeskongress 2018 des Verbandes.
Ein Beispiel hierfür wäre, ein soziales Pflichtjahr für alle jungen Menschen einzuführen, bevor sie eine Ausbildung aufnehmen. Ein solches Jahr „könnte für unsere scheinbar auseinanderdriftende Gesellschaft durchaus gemeinsinnstiftend und integrationsfördernd sein", betonte Dürrmann. „Es könnte eine Lösung mit Blick auf die Folgen des demografischen Wandels sein."
„Wir sollten uns nicht von der Diskussion beherrschen lassen, mögliche Pflegekräfte aus dem Ausland zu holen. Das allein wird zur Lösung des Pflegefachkraftmangels nicht reichen."
Peter Dürrmann
Dürrmann spricht sich generell für eigene Lösungen, entwickelt aus der Altenpflege heraus, aus, anstatt dass es zu „intervallartigen Kriseninterventionen" durch die Politik kommt.
Problematisch sieht der DVLAB-Verbandschef die Auseinandersetzung im Umgang mit der Fachkraftquote in der stationären Altenpflege. Nicht selten habe sich hier die Politik auf Landesebene in den letzten Jahren Proteststürmen ausgesetzt, „wenn sie sich mit der Quote und einer möglichen Flexibilisierung beschäftigt hat", so Dürrmann. Dabei sei von den Befürwortern der Quote sofort die Absenkung der Fachlichkeit ins Feld geführt worden.
„Eine differenzierte fachliche Auseinandersetzung über die Frage, für welche Aufgaben in welchem Umfang bei welchen pflegebedürftigen Menschen welches Personal benötigt wird, blieb aus", wies Dürrmann hin. Auch dieses Thema sei lösungsorientiert anzugehen, forderte er.
„Die Bestrebungen des Gesetzgebers sowie großer Teile der Bevölkerung, am Lebensende nicht in einem Heim sondern in alternativen Wohnformen versorgt zu werden, wird teilweise durch Landesgesetzgebung sowie das Handeln einzelner Pflege- und Krankenkassen behindert", mahnte Dürrmann weiter.
„Viele kleine und mittelständische Familienbetriebe verkaufen ihr Unternehmen an große Träger, weil sie inzwischen eine Überreglementierung der Pflegeheime sehen und nicht mehr an eine Wende bei der Personalknappheit glauben."
Peter Dürrmann
Zudem mehrten sich kritische Töne über die ambulante Ausrichtung bisher rein stationärer Träger, die sich auf den politisch und gesetzlich gewollten Entwicklungsweg gemacht hätten. Der Vorwurf laute, es würden ambulant und teilstationär Leistungen in einer Form verschränkt angeboten, die nicht bei den Betroffenen, sondern stattdessen beim Anbieter zu einem Mehrwert führen.
„Hier schwingt bei der sowohl politisch als auch gesellschaftlich gewollten stärkeren Ausdifferenzierung der Versorgungslandschaft schon jetzt der Verdacht des Leistungsmissbrauchs durch die Anbieter mit", kritisiert Dürrmann die Anschuldigungen.
„Im stationären Bereich besteht ein klarer Handlungsbedarf für eine bessere Personalausstattung, für die Qualifizierung der Pflegenden sowie für Versorgungskonzepte und deren nachhaltige Finanzierung", machte Dürrmann weiter deutlich. Er verwies dabei auf eine Studie aus dem Jahr 2017 zu den Bedarfskonstellationen von gerontopsychiatrisch erkrankten Heimbewohnern mit ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten.
Insbesondere der genannte Personenkreis benötige eine sehr zeitintensive Versorgung und belaste durch Verhaltensauffälligkeiten die professionell Pflegenden erheblich. „Benötigt wird daher ein gerontopsychiatrischer Zuschlag, welcher durch die Pflegeversicherung an Heime mit einer Spezialisierung geleistet werden muss", fordert Dürrmann.
„Im Ergebnis müssen wir für die Altenpflege feststellen: Jetzt geht es um alles. Die Glaubwürdigkeit des Vorhabens steht und fällt mit der Ausgestaltung und praktischen Umsetzung der Verordnungen", machte Dürrmann mit Blick auf das Pflegeberufegesetz deutlich.
Dürrmann weiter: „Es muss jetzt alles dafür getan werden, dass die wichtigen Kompetenzen des Altenpflegeberufes erhalten bleiben und die Ausbildungszahlen nicht einbrechen".
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