Berlin (scp) – „Wir beschäftigen uns mit den gleichen Fragen wie vor 30 Jahren", stellte Frank Schlerfer, Abteilungsleiter beim Prüfdienst der PKV, beim Jahrestreffen des Prüfdienstes „Die Zukunft der Pflege" fest. Viel zu Zeit würde investiert in die Frage, wie viele Pflegekräfte fehlen würden.
Für Schlerfer ist klar, eine Kompensation des Pflegefachkräftemangels über das persönliche Engagement der Pflegekräfte ist nicht mehr möglich. „Wir brauchen konkrete, sofort umsetzbare Lösungen für den Fachkräftemangel."
„Wir dürfen nicht vergessen, dass die Menschen darauf vertrauen, Unterstützung in der Pflege zu bekommen."
Frank Schlerfer
Denn die „Rückmeldungen unserer Prüfer zeigen auch, dass der Fachkraftmangel bereits heute zu einer subjektiv deutlich sinkenden Pflegequalität führt. Das ist erschreckend", mahnte Schlerfer weiter, und fragte sich, wer in diesem System der Selbstverwaltung welche Verantwortung trägt:
„Sind es die Kostenträger, die Betreiber, die Interessenvertretungen, der Gesetzgeber, die Politik oder die Gesellschaft? Können diese den Weg in die Zukunft weisen, obwohl sie den bestehenden Fachkräftemangel mit begleitet haben?"
Lösungsvorschläge für den „Pflegefall Pflege" sieht der Pflegeexperte in einer
... Begrenzung der Selbstverwaltung. Hier geht es um eine Verschlankung der Entscheidungswege sowie darum, keine Kompromisse als Problemlösung einzugehen. Auch müssten Ressourcen zur Lösung der Probleme geschaffen werden, anstatt ressourcenabhängige Lösungswege zu beschreiten.
... Senkung der Fachkraftquote stationär. Es existieren keine validen Grundlagen für die Forderung einer 50-prozentigen Fachkraftquote. Auch seien die Qualität der Leistungserbringung und die Fachkraftquote nicht primär voneinander abhängig, so die Erfahrung des PKV-Prüfdienstes. Zudem zeige der ambulante Bereich der Pflege, dass auch mit einer geringeren Fachkraftquote gute Ergebnisse zu erzielen sind.
Schlerfer geht dabei davon aus, dass in vielen Regionen die Quote bereits heute nur noch sehr begrenzt umsetzbar ist. Denn: Es stehen keine Fachkräfte mehr zur Verfügung.
... höheren Differenzierung der Qualifikationen in der Pflege. Aktuell erfolge im SGB XI nur eine Differenzierung nach Pflegefachkräften und Pflegehilfskräften. Von dieser Schwarz-/weiß-Malerei will Schlerfer abkommen. Auch hier zeige der ambulante Bereich, dass sich eine gezielte Qualifizierung und daraus resultierende Einsatzmöglichkeiten bewährt haben. Eine zeitnahe Qualifizierung zur Bedarfsdeckung von bestimmten Leistungen sei möglich (Anm. d. Red.: u. a. bei der medizinischen Behandlungspflege in Pflegeheimen).
... bedarfsgerechten Veränderung des Berufsbildes der Pflegefachkraft. Ist es wirklich sinnvoll, dass die Pflegefachkraft „alle Leistungen" erbringt? Passt dies in das heutige Bild der Pflege? Schlerfer will eine Konzentration der Pflegefachkraft auf steuernde Aufgaben und sieht im Management eine Kernkompetenz der Pflegefachkraft, neben ihrer Pflegefachlichkeit. Dazu gehöre dann aber auch der Verzicht auf die Durchführung grundpflegerischer Tätigkeiten als Pflegefachkraft.
... Anpassung der Inhalte für Aus- und Weiterbildung. Benötigt werden mehr Qualifizierungsmöglichkeiten für Pflegehilfskräfte sowie bundeseinheitliche Kriterien zur Anerkennung der Weiterbildungen. Mit der Aufforderung, Inhalte zu einem besseren Management in der Pflege bereits bei der Ausbildung von Pflegefachkräften zu berücksichtigen, schließt Schlerfer seine Vorschläge zur Vermeidung des "Pflegefalls Pflege".
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