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Berlin (scp) - Dr. Antje von Dewitz ist die Geschäftsführerin von VAUDE, einem schwäbischen Familienunternehmen aus Tettnang. Auf dem Springer Pflege Kongress Pflege 2020 hat sie darüber gesprochen, wie eine nachhaltige Unternehmenskultur zukunftsfähig macht. Und dies über ein Unternehmen, welches zunächst einmal wenig, wie sie selbst sagt, mit dem Thema Pflege zu tun hat.
"Wir machen uns kontinuierlich Gedanken zum Schutz der Umwelt und setzen uns ein für eine lebenswerte Welt."
Dr. Antje von Dewitz, Geschäftsführerin von VAUDE
Doch das, was sie über ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit vor rund 1.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kongresses sagte, hat gezeigt, was mit einer tatsächlich gelebten Verantwortung für die Produkte und die Menschen möglich ist. Und genau dieser Ansatz ist auf die Pflege übertragbar - wenn man das will und vor allem ganzheitlich denkt.
Der Transformationsprozess des gesamten Unternehmens VAUDE läuft seit 2009 und war von zahlreichen schwierigen Diskussionen begleitet. Komplett angesehen habe man sich den Produktlebenszyklus (übertragen für die Pflege wäre das die Zeitdauer der Pflegebedürftigkeit, Anm. d. Red.) und den Standort (übertragen wären das die Arbeitsbedingungen, Anm. d. Red.).
"Ziel ist es", so von Dewitz, "das Wirtschaften zum Wohl aller zu verstehen. Wir wollen, dass unsere Produkte so lange wie möglich leben", sagte von Dewitz. "Wir entwickeln clever und verwenden nachhaltige Materialien, bei zugleich höchstem (Umwelt)Standard." Hierzu gehöre es z. B. biobasierten Kunststoff aus Rizinusöl anstatt Erdöl zu verwenden.
von Dewitz setzt auf Transparenz und Durchlässigkeit und hat mit VAUDE etwas erreicht, was 2009 nicht vorstellbar gewesen sei, so sagt sie selbst. Das Green Shape-Label für Produkte aus nachhaltigen Materialien tragen heute 89 Prozent aller Produkte, bei der Bekleidung sogar 97 Prozent.
"Als Unternehmen übernehmen wir die Verantwortung für die gesamte Lieferkette, was ein kontinuierlicher Prozess ist." Das bedeute unter anderem, sich für gute Arbeitsbedingungen aller einzusetzen, die an der Herstellung der Produkte beteiligt sind, bis hin zu Mitspracherechten, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Arbeitszeit und fairen Löhnen (VAUDE ist Mitglied der Fair Wear Foundation. Die FWF zählt zu den anerkanntesten und strengsten Standards im Bereich soziale Verantwortung.).
Die übernommene Verantwortung gehe dabei weit über den Kauf der Produkte hinaus, bis hin zu den Reparaturen und der Lieferung von Ersatzteilen. Gebe es dennoch Emissionen, werde hierfür ein entsprechender Betrag für Umweltprojekte, wie beispielsweise Kochen mit Mais anstatt mit Holz gezahlt.
"Alles was wir machen, muss für unsere Mitarbeiter erlebbar sein", sagt von Dewitz weiter. "So ist die ganze Produktion unseres Firmenstandorts in Deutschland klimaneutral. Innovation helfen gegen Mikroplastik. Upcycling macht das Beste aus Resten. Wir haben eine Bio Kantine und setzen uns ein für eine nachhaltige Mobilität sowie für Bewegung und Erholung."
VAUDE arbeitet seit über zehn Jahren an der neuen Kultur, "die vor allem auf Vertrauen und auf die Ermächtigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter baut". Unglaublich viel geschehe dabei über Beziehungsmanagement und über den Aufbau von Kompetenzen. "VAUDE geht dabei von einem total positiven Menschenbild aus", so von Dewitz. "Unsere Fachkräfte sind heute die Rahmengeber. Das ist ihre wichtigste Aufgabe. Sie achten als Mentor und Visionäre vor allem auf eine gute Kommunikation."
"Mit dem was wir tun, haben wir erstmal einen Wettbewerbsnachteil. Denn Nachhaltigkeit kostet Geld und verteuert die Produkte." von Dewitz plädiert daher für eine Gemeinwohl-Bilanz und ist eine Befürworterin der Gemeinwohl-Ökonomie im Sinne des Wirtschaften zum Wohle aller. "Durch unsere Arbeit und unsere Produkte wollen wir einen Mehrwert für Dich und für die Natur schaffen", heißt es hierzu auf der Seite von VAUDE.
Das Beispiel VAUDE zeigt, was Nachhaltigkeit tatsächlich an umfangreichen und ernsthaft gemeinten, gewollten Maßnahmen und an Energie erfordert. Und dies mit einem langen Atem. Davon können alle Pflegeeinrichtungen und ihre Träger in Deutschland etwas lernen. Übertragen auf die Arbeitsbedingungen in der Pflege heißt dies, dass diese sich nicht dadurch verbessern lassen, dass es vereinzelt Fortbildungen gibt oder Maßnahmen aus welchen Gründen auch immer aufgelegt und nicht bis zum Ende gedacht werden. VAUDE zeigt, dass es auch nicht allein die Bezahlung ist.
Wer wirklich den gesamten Prozess der Pflegebedürftigkeit sowie den der Arbeitsbedingungen im Blick hat, und diese ernsthaft verbessern will, der muss weitaus mehr tun als dies heute der Fall ist. Und er muss über eine lange Zeit, beständig am Ball bleiben. Der Auftritt der Geschäftsführerin von VAUDE, Dr. Antje von Dewitz, war beeindruckend und gab einiges zu bedenken, woran es in der Pflege noch fehlt.
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